Alte Bräuche und was für die Bäuche

08.09.2015 Von WALTER MIRWALD Trotz kühler Temperaturen besuchten fast 1000 Besucher das 25. Folklore-Festival am Platz an der Linde, das zu einem tänzerischen und musikalischen Feuerwerk wurde. Kulinarische Angebote aus vielen Ländern rundeten das Programm ab.

Sulzbach.

Von Anfang an organisiert und moderiert das Mitglied des Gemeindevorstands, Gerhard Schöffel, diese Traditionsveranstaltung, seit einigen Jahren unterstützt von der Kulturabteilung der Gemeindeverwaltung. Schöffel hatte auch bei der Zusammenstellung des Jubiläums-Programms wieder ein gutes Händchen. Stepptanz bildete dieses Mal einen Schwerpunkt – zur Freude der vielen Zuschauer.

„Rhythmisch, witzig, einzigartig“ lautete das Motto der „Stepp-Sisters“ aus Unterliederbach. Die drei Studentinnen Louise Kinon (Philosophie), Michaela Peter (Physik) und Sofia Wacker (Kunstgeschichte) trainieren zwei- bis dreimal in der Woche im Institut Rummel in der Königsteiner Straße 167 in Unterliederbach. Sie zauberten in drei Sets eine perfekte Stepp-Show auf die Bühne vor der evangelischen Kirche.

Dabei spielten sie zur Freude des Publikums einen Zickenkrieg und stachelten sich gegenseitig immer wieder zu neuen Höchstleistungen an, unter anderem nach der Musik des alten Schlagers von Trude Herr „Ich will keine Schokolade“.

Eingebettet in die Schau war auch eine Erläuterung über die „Arbeitsgeräte“, die Stepp-Schuhe, von denen das Paar zwischen 200 und 250 Euro kostet. Vorne und hinten in der Ledersohle – das lernten die Besucher – ist eine Stepptanzplatte mit drei Schrauben befestigt, unter der sich ein Resonanzraum befindet. Wenn mit dem vorderen Teil aufgestampft wird, entsteht ein heller Ton, mit dem hinteren Teil ein dunkler Ton. „Wie beim Schlagzeug“, erläuterte die Gesangsdozentin, Sängerin und Stepptanz-Lehrerin Stefanie Rummel. Sie ermutigte Anfänger, den Stepptanz zu lernen. Sie ist stolz darauf, dass sie in Unterliederbach am Sonntag, 11. Oktober, den Europameister im Beatboxing, Robert Wolf aus Esslingen, der als „lebende Rhythmusmaschine“ gilt, präsentieren kann.

Irland, Mexiko, Bosnien

Beim Sulzbacher Festival begeisterten auch die „Shannon Dancers“ aus Gießen, die nach irischen Melodien eine etwas andere Variante des Stepptanzes zeigten. Das Programm war erneut breitgefächert mit Folklore aus Italien, Japan, Mexiko, Spanien und der Türkei. Die spanische Gruppe „Pena flamenca los cabales“ aus Höchst war schon zum 24. Mal beim Sulzbacher Festival dabei. Für das Tüpfelchen auf dem i sorgte die Folkloregruppe aus Posusje in Bosnien-Herzegowina (nahe der Stadt Mostar), die auf Einladung von Ivanka und Mladen Galic über das Wochenende extra zum Festival nach Sulzbach gereist war. Die Tänzer um den Musiker und Sänger Tomislav „Strukic“ Kovac brachten es fertig, viele Gäste zum gemeinsamen Tanz auf die Bühne zu locken.

Dann spielte „Strukic“ auf seinem Gusle, ein in den Balkanländern aus der Hirtenkultur stammendes Streichinstrument mit nur einer Saite, und sang dazu ein Lied aus seiner Heimat mit einem deutschen Text. Darin hieß es unter anderem „Wir sind gekommen von weit her und bringen unsere Bräuche und etwas für die Bäuche. Sulzbach ist ein schöner Ort, hier leben die Traditionen aller Bewohner fort“. Als ein besonderes Zeichen ist in einer Zeit der vielen Diskussionen rund um die große Flüchtlingswelle der letzte Satz in dem Lied zu werten: „Wir sind als Gäste gerne gekommen, auch sie sind bei uns herzlich willkommen“. Der Leiter der Gruppe, Tomislav Kovac, berichtete stolz, dass er mit seinen Landsleuten nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in Australien auf Tournee geht.

Rund um die Folkloredarbietungen gab es am Platz an der Linde kulinarische Spezialitäten aus Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Frankreich, Indonesien, Italien, Tschechien und Sulzbach. Mit von der Partie mit Ständen waren der Freundeskreis Jablonec und der Freundeskreis Deutsch-Französische Partnerschaft.

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